Deutschhof Hallelujah und Applausstürme für die musikantisch-frische,
in englischer Sprache gesungene Aufführung von Georg Friedrich Händels "The
Messiah" Teil II und III in der fast voll besetzten Kirche St.-Maximilian-Kolbe.
Schon nach dem weltberühmten Jubelchor im zweiten Teil gab es
für den Schweinfurter Kammerchor begeisterten Beifall: Ebenso spontan, wie
König George II bei der Uraufführung aufsprang, weil er glaubte, das Ende
des Werkes sei gekommen. Doch Dirigent Udo Baake machte mehr aus diesem Händel
als das 1741 angekündigte "Grand Musical Entertainment": nämlich eine lebendig-farbige
, kontrastreiche Interpretation mit einem für Messias-Hörgewohnheiten kleinen
Chor und kleinem Orchester. Schon in der Chor-Triologie zu Beginn
zeigen der Chor und das Arsatius Consort (Regensburg) ihr Können: Dynamisch
ausgefeilt, voller Leidenschaft lassen die Sängerinnen und Sänger die Dramatik
des "Schmerzensmannes" hörbar werden, gestalten fein die strenge Fuge, die
Koloraturen, den pathetischen Schluss. Und das ausgezeichnete Regensburger
Ensemble für Alte Musik (Georg Brunner) unterstreicht mit punktierten, harten
Rhythmen das musikalische Geschehen. Sehr gut gelingt auch das freudig-festliche
"Lift up your heads" mit seinem Doppelchor-Effekt, der schwierige Chor "Let
us break", das kraftvoll zupackende "Since by man" und der strahlende Schlusschor
"Worthy is the Lamb" mit seinem Largo-Allegro-Wechsel und seiner "Amen"-Fuge.
Chor und Orchester gestalten das Finale zu einem sieghaften Glaubensbekenntnis,
gleichzeitig zeigen der Schweinfurter Kammerchor und sein Dirigent, mit wie
viel Fleiß und Liebe zur Musik hier gearbeitet wird. Aus dem Quartett
der Gesangssolisten gehört der Abend zweifellos der jungen Sopranistin Margriet
Buchberger, die mit leuchtender Stimme, makelloser Artikulation und packender
Ausdruckskraft all den Händelschen Melodienzauber zum Blühen bringt. Ob in
"But thou didst not leave", im wiegenden "How beautiful", im zuversichtlichen
"I know" oder im innigen "If God be for us" - immer besticht sie durch ihre
künstlerische Präsenz, ihre unaufdringliche Gestaltungskunst, mit der sie
sich in Händels Melos fallen lässt. Auch der junge Tenor Christian
Heidecker verfügt schon über manche dieser sängerischen Qualitäten, etwa
wenn er mit warmer Stimme und Strahlkraft die Koloraturen in "Thou shalt
break" singt. Dem Bassisten Martin Blaufelder fehlt es noch an Erfahrung
und auch Volumen, und der italienische Countertenor Giuseppe Conte in der
Altpartie scheint ganz einfach den Sinn des englischen Textes nicht zu verstehen:
Er singt seltsam unbeteiligt, matt und gleichförmig, klebt wie Blaufelder
an seinen Noten. Dieser fehlende Blickkontakt zum Publikum und vor
allem zum Dirigenten signalisiert nicht nur Unsicherheit, sondern produziert
sie ja gerade: Auch beim Chor geht so mancher Sängerin und manchem Sänger
viel von der Feinheit des Dirigats von Udo Baake verloren, was einer Homogenität
nicht gerade förderlich ist. Doch solche kleinen Unstimmigkeiten lassen sich
verbessern, sind schnell vergessen bei der ansteckenden Musizierfreude des
Kammerchors, bei der chorischen Geschlossenheit dieser kraftvollen Messias-Aufführung.
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